Gedanken über den Cembalobau
Die Schwingungen eines Resonanzbodens kann man mit den Wellen des Meeres vergleichen. Wenn Wellen auf ein flaches Ufer treffen, laufen sie aus. Treffen die Wellen hingegen auf eine Steilküste, werden sie zurückgeworfen und bauen sich erneut auf.
Beim Instrumentenbau werden die Schwingungen von der Beschaffenheit der Auflage des Resonanzbodens beeinflusst: Ist die Auflage des Resonanzbodens flexibel, laufen die Schwingungen des Resonanzbodens schnell aus. Dadurch erhält das Instrumnet einen kurzen, sprechenden Klang. Wenn die Auflage des Resonanzbodens steif ist, baut sich die Energie der Schwingungen immer wieder neu auf, weshalb das Instrument einen volleren und längeren Klang erhält.
Der Instrumentenbauer kann also schon durch die Wahl der Festigkeit der Resonanzbodenauflage für das Instrument je nach Wunsch oder Bedarf die Weichen für den Klang des Instrumentes stellen. Weitere Faktoren für den Klang bleiben die unterschiedlichen Stärken des Resonanzbodens, dessen Berippung (Leisten unter dem Resonanzboden), die Auswahl der Hölzer und natürlich die speziellen Fertigkeiten des Instrumentenbauers.
Bereits in den 80er Jahren haben wir uns bemüht, das Schwingungsverhalten von Instrumenten sichtbar zu machen. Durch unsere Forschungen in Zusammenarbeit mit der Universität Karlsruhe angeregt hat ein Student als Diplomarbeit für unsere Bedürfnisse ein Modalanalyse-Programm geschrieben. Seither ist es uns möglich, die Schwingungen der Resonanzböden unserer Instrumente darzustellen und nach Vornahme von Änderungen auch das geänderte Schwingungsverhalten zu dokumentieren.
Ein weiterer für den Instrumentenbau wichtiger Aspekt sind die unterschiedlichen Kräfte, die durch den Saitenzug auf das Gehäuse einwirken. Bei einem zweimanualigen Cembalo mit drei Registern kommt etwa ein Tonne Zugkraft zusammen, die durch die Innenkonstruktion gebändigt werden muss. Dass dies nicht immer gelingt, kann man an stark gewölbten und gerissenen Resonanzböden - den schwächsten Gliedern der Kette - belegen. Auch auf diesem Gebiet sind wir mit Hilfe eines Statikers von der Fachhochschule Karlsruhe neue Wege gegangen und haben unter Berücksichtigung der Akustik und Statik die Innenkonstruktionen der Originale optimiert.
Letztendlich ist ein Musikinstrument vom physikalischen Blickwinkel her gesehen ein derart komplexes Gebilde, dass wohl nie alle Faktoren, die für den Klang ausschlaggebend sind, bis ins letzte erforscht werden können und einen Instrumentenbauer sein Leben lang beschäftigen.