Die Ursprünge der Firma Merzdorf liegen in Markneukirchen/Sachsen. Walter Merzdorf, geb. 1896, absolvierte zunächst eine kaufmännische Lehre. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er in der Weißenfelser Trommelfabrik, bis er 1920 in Markneukirchen ein Musikinstrumenten-geschäft eröffnete. Zunächst handelte er mit Blockflöten, Geigen, Gitarren usw.
Nach Studien im Berliner Museum für Musikinstrumente baute er 1926 sein erstes Clavichord. Ab 1931 baute er dann auch Cembali, Spinette, Virginale und Clavizitherien. Im Oktober 1949 wechselte er seinen Standort vom Osten in den Südwesten Deutschlands nach Karlsruhe. Im väterlichen Betrieb absolvierte sein Sohn Eckehart Merzdorf von 1953 - 1956 eine Cembalobaulehre und schloss die Gesellenprüfung als Kammer-, Landes- und Bundessieger ab. Seine Meisterprüfung legte er im Jahre 1962 ab. Anlässlich des 50jährigen Firmenjubiläums übernahm Eckehart Merzdorf 1970 die seit Oktober 1969 in Remchingen ansässige Werkstatt. Im Jahre 1978 wurde Eckehart Merzdorf durch die Oberfinanzdirektion Karlsruhe die Künstlereigenschaft zuerkannt. In Zusammenarbeit mit Prof. Stößel vom Institut für angewandte Physik in Karlsruhe seit 1988 Grundlagenforschungen betrieben. Das Land Baden-Württemberg unterstützte die Forschungen mit Innovationsförderung. Zu dieser Zeit fand die Firma den Einstieg in die Modalanalyse, mit deren Hilfe nun erstmals die Schwingungen eines Resonanzbodens sichtbar gemacht werden konnten. Dies war ein gewaltiger Fortschritt, denn schließlich konnte man anhand bewegter Bilder sehen, wo überhaupt die einzelnen Frequenzen entstanden. Aufgrund dieser Messungen war Eckehart Merzdorf jetzt in der Lage, gezielte Änderungen am Resonanzboden vorzunehmen und mit Hilfe einer zweiten Messung die Unterschiede im Schwingungsverhalten zu dokumentieren. Von 1989 - 92 absolvierte Susanne Merzdorf, die jüngste Tochter des Firmeninhabers, ihre Ausbildung zur Cembalobauerin im väterlichen Betrieb. Nachdem sie ein Jahr die Klavier-bauschule in Ludwigsburg besuchte, hat sie 1997 die Meisterprüfung als Klavier- und Cem-balobauerin erfolgreich bestanden, so dass die Nachfolge der Firma Merzdorf gesichert ist. Danach hat sie ein Jahr in der Pianowerkstatt der Firma Fischer in Schorndorf gearbeitet. Seit Beginn der 90er Jahre forscht Eckehart Merzdorf auf dem Gebiet der Statik. Einen interessierten Baustatiker und Musikliebhaber fand er in Prof. Wolfgang Heil, der es ihm ermöglichte, erstmals die Gehäusekonstruktion eines Cembalos zu berechnen. Bei den Berechnungen stellte sich heraus, dass sich Gehäuse der originalen Cembali teilweise ungleichmäßig verziehen. Dank Herrn Prof. Heils Hilfe wurden die Innenkonstruktionen unter Berücksichtigung der Akustik soweit optimiert, dass sich die Gehäuse kaum verziehen und eine gute Stimmhaltung gewährleistet ist. Mit berechneten Innenkonstruktionen an Cembali hat die Firma Merzdorf weltweit Pionierarbeit geleistet. 2003: Auf Grund intensiver Forschungen originaler Quellen über das 1721 von Gottfried Silbermann erfundene Cembal d‘ Amour hat Eckehart Merzdorf ein solches Instrument entwickelt und gebaut. In Kürze wird eine CD mit dem Cembal d‘Amour von Christian Brembeck erscheinen. Trotz aller Forschungen geht der Bau der Instrumente traditionell vonstatten Der Klang eines besonders gut erhaltenen Originals ist immer noch das Maß der Dinge. Die Qualität des Holzes spielt eine bedeutende Rolle. Eckehart Merzdorf nach Absprache mit der Forstver-waltung selbst im Wald die besten Stämme aus. So wird das Holz für die Resonanzböden, welche aus feinjährigem Fichtenholz gefertigt sind, nach dem Mondkalender „zum rechten Zeitpunkt“ geschlagen. Gebaut wird in Einzelanfertigung, jedes Instrument ist ein Unikat. |